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Presseberichte
Der Sänger und Schwenkbraten-Pionier
ZVW, vom 18.02.2006
Gerhard Klenk, seit über 50 Jahren Mitglied im Stettener Gesangverein Frohsinn, liebt am Chorgesang das Gesellige
Von unserem Redaktionsmitglied Hans-Joachim SchechingerKernen-Stetten. Mit seinem kräftigen Tenor ist Gerhard Klenk
eine unverzichtbare Säule im Gesangverein Frohsinn. Doch nicht nur das Singen, auch Kameradschaft und Geselligkeit
nach den Chorproben hält der 71-Jährige hoch wie eine Monstranz, die sein Sängerglück verbürgt. Klenk, der
Metzgermeister, führte für Frohsinn-Feste den Schwenkbraten ein. Einst eine Pioniertat im Remstal.
51 Jahre gehört der in Sulzbach geborene Gerhard Klenk dem Gesangverein Frohsinn Stetten an. Als er 1954 beim dortigen
Gastronomen Idler, der neben der Weinstube in der Dinkelstraße noch eine Metzgerei führte, als Metzgermeister anheuerte,
nahm ihn sein Kollege Helmut Stumpp umgehend in die Singstunde mit. Da keimte in Klenk die Sänger-Leidenschaft, die
den geselligen Silcher-Freund nimmer verließ. Denn das Hocken und Schwätzen beim Viertele nach der Chorprobe war ihm
mindestens so wertvoll wie die zahlreichen Frohsinn-Konzerte, die er als zweiter Tenor bestritt.
Der Sänger-Nachwuchs bleibt aus
Seine kräftige, tragende Stimme ist Klenks Trumpf in der Männerriege. Volkslieder mag er. „Löscht das Meer die Sonne aus“
zählt zu seinen Lieblingsmelodien. In dem halben Jahrhundert Mitgliedschaft, in dem er zwischenzeitlich als aktiver Sänger
ausfiel, weil ihn ein Frühaufsteher-Job in einem Stuttgarter Großbetrieb beruflich zu sehr einspannte, erlebte Gerhard Klenk
allein sieben Vorsitzende und zehn Dirigenten. Eine Zeit, die er nicht missen möchte. Sänger-Kameradschaft, in die Praxis
umgemünzt, bedeutete damals: Arbeitsdienst samstags und sonntagmorgens beim Umbau des Sängerheims über den
Weinbergen. Schade, sagt er, dass heute der Sänger-Nachwuchs ausbleibt. Auch unter Klenks vier Kindern begeistert sich
keiner mehr für Chorgesang. So dümpelt der Stettener Männerchor bei 23 Sängern. Der Altersdurchschnitt tendiert Richtung
62.
Noch in den 50ern unter dem Vorsitzenden Eugen Härle führte der Wahl-Stettener Klenk zusammen mit Helmut Stumpp,
dem Metzgerkollegen, den Schwenkbraten im Remstal ein. Eine Pioniertat, importiert aus der Pfalz, die sich einbürgerte und
seither bei Vereinsfesten remsauf- und abwärts zur kulinarischen Grundausstattung gehört. Auf einem Grundstückle als
Experimentierfeld probierten die Neuerer vom Liederkranz vor der Premiere alle gängigen Fleischsorten durch: Beim
Schweinehals blieb es. „Männlein und Weiblein sind beim Sängerheim dann in den Kammerforst ausgeschwärmt und haben
Hartholz für das offene Feuer gesammelt“, berichtet Klenk. Dass die Feuerstelle wegen Waldbrandgefahr später durch einen
profanen Gasgrill hat ersetzt werden müssen, minderte den Genuss keineswegs. Der Rentner und Sängerkamerad Klenk,
der gern auch alte Notenblätter ausgräbt und sie in die Singstunde einführt, blieb der Grillmeister im Verein. Beim Herbstfest
hatte er seinen letzten Einsatz. Und der Mann, der von Küche und Keller was versteht, steuerte preisgekrönte Rezepte zum
Kochbuch des Zeitungsverlages bei: etwa seinen Sauerbraten nach Hausfrauenart, ein Leckerbissen.
„Nach Stetten fährt mein Auto von allein“, sagt der Metzgermeister, der mit Frau Margarete seit elf Jahren in Grunbach
wohnt. Will sagen: Unter der Y-Burg ist er zu Hause und aufgehoben. Die Gattin singt im Frohsinn jetzt seit sechs Jahren.
Den TV-Handballern, bei denen er früher mitspielte, fühlt er sich eng verbunden. 46 Jahre gehört er dem Turnverein an. Vor
allem, seit schwere Erkrankungen in den vergangenen Jahren den Rentner wiederholt zu Operationen ins Krankenhaus
zwangen, richtet er sich an Gesang und Sängertreue auf. „Singen hat mir viel geholfen“, bekennt Klenk. „Ich freue mich auf
die schönen Stunden, wenn man wieder dabei ist.“
Als der Mann 1996 wieder aktiv einstieg, erfüllte er das Versprechen, er werde mit der Rente wiederkommen. Umgekehrt
beweisen die Kameraden ihm immer wieder ihre Treue und Anteilnahme: Als er Anfang des Jahres frisch operiert im
Kreiskrankenhaus Schorndorf lag, reisten elf Stettener an und brachten dem Rekonvaleszenten ein munteres Ständchen.
„Das gab eine gute Kritik vom Chefarzt, und auch die Pflegerinnen waren hingerissen“, sagt der Frohsinn-Sänger und
schmunzelt gerührt.