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Presseberichte
Waiblingen und Umgebung Beim Singen Glück und Liebe gefunden
ZVW, vom 13.12.2010
Ewald Hoß ist seit mehr als 60 Jahren Tenor beim Gesangverein Frohsinn
Kernen-Stetten. Dienstags kann die Welt untergehen. Egal. Ewald Hoß und seine Frau Irma gehen trotzdem zum Singen.
Seit Jahrzehnten immer dienstags. Denn Singen ist Glück, Singen ist Leben. Vor kurzem wurde Ewald Hoß für 60 Jahre
aktive Mitgliedschaft geehrt. 60 Jahre lang jeden Dienstag zum Singen gehen, das ist rekordverdächtig.
Der „Frohsinn“-Jubilar Ewald Hoß hat noch nie einen Dienstag ohne seinen Frohsinn-Chor verbracht. „Außer im Urlaub,
wenn wir unsere Tochter in Amerika besuchen“, lacht er. Dann ist es einfach zu weit, um geschwind mal in die Karl-
Mauch-Schule, wo geprobt wird, zu springen. Aber sonst gibt es keinen Grund auf der Welt, dienstags nicht zum Singen
zu gehen. „Ganz gleich, was sonst noch an Programmen angeboten wird“, sagt seine Frau Irma Hoß. Die Liebe zum
Singen ist so groß wie die Verbundenheit mit den Sangesbrüdern und -schwestern vom Frohsinn.
Mit 20 Jahren ging er zum ersten Mal zum Singen
20 Jahre war der junge Bäcker Ewald Hoß, als er in den Verein - damals hieß er noch Turn- und Gesangverein - eintrat.
Das war 1948, der Chor war zu dieser Zeit ein reiner Männerchor. Das sollte sich ein paar Jahre später ändern, denn
1952 wurde Jubiläum gefeiert und so ganz ohne Frauen ist ein Fest einfach dröge. So hat man kurzerhand den
Frauenchor dazugebeten, übte zusammen ein schönes Silcher-Repertoire fürs Festprogramm ein. Und wurde die Frauen
nicht mehr los. „Die Männer waren nicht so dafür“, sagt Ewald Hoß knitz, „die wollten einfach ein Männerchor bleiben!“
Aber wo nun einmal die Frauen dabei waren, traf es sich prima, dass das hübsche Töchterlein eines Tenor-Kameraden
mitsang. Bei einem Tanzabend kam er Irma, dem Mädel, auf das er sein Auge geworfen hatte, näher. Und das, obwohl er
erst ganz schön Bedenken hatte, sie aufzufordern, weil die Eltern mit am Tisch saßen. Beim Tanzen habe es „gleich
gefunkt“. Zwei Jahre später wurde Hochzeit gefeiert. Das ist jetzt 56 Jahre her. Drei erwachsene Töchter und ein paar
Enkel sind aus der Ehe hervorgegangen.
In den 60er Jahren wurde ein Männer-Doppelquartett gegründet
Auch wenn man die Frauenstimmen im Chor inzwischen zu schätzen wusste, fühlte sich Ewald Hoß im Männer-
Doppelquartett, das in den 60ern gegründet wurde, wohl. Jahrelang ging er dort montags zum Singen.
Singen fördert einfach das Wohlbefinden, sagt er. „Und sicher auch die Gesundheit.“ Der Mann weiß, wovon er spricht.
Hat er doch vor zwei Jahren einen Schlaganfall erlitten. Inzwischen wieder vollständig genesen, weiß er natürlich, woran
es liegt: am Singen und an der netten Chorgemeinschaft.
Mindestens genauso schön wie das Singen ist das anschließende Zusammensitzen in der Wirtschaft, wo das Neueste
vom Flecken ausgetauscht wird. Die Frauen, die schon vor der gemeinsamen Übungsstunde ihr Frauensingen absolviert
haben, sind dann noch eine Dreiviertelstunde unter sich, bis die Männer mit ihrer Männersingstunde fertig sind. Dann
wird bis spät geschwätzt und gelacht und das eine oder andere Viertele genossen. Dieses Ausklingen des
Dienstagabend nach dem Singen ist Ewald Hoß sehr wichtig.
Auch früher, als er noch seinen Bäckerberuf ausübte und die Bettruhe gerade mal von Mitternacht bis drei Uhr in der
Frühe ging. „Da hat man halt ein bissle schneller geschlafen“, lacht Ewald Hoß. „Heute pressiert’s nicht mehr.“
Der Mann stammt aus einer alten Bäckerdynastie: Sein Urgroßvater Sigmund Hoß gründete Mitte des 19. Jahrhunderts
in der Stettener Bachstraße die Bäckerei Hoß, sie wird heute von Tochter Ingrid und ihrem Mann geführt. Der Großvater
Friedrich ist den Älteren im Flecken immer noch bekannt. Bei ihm lernte der junge Ewald, denn Vater Alfred war im Krieg
und fiel 1944. Nach der Hochzeit arbeitete Irma Hoß im Betrieb mit.
Egal, ob Kinder kamen, ob für Feste eine Extra-Backschicht eingelegt werden musste oder ob die beiden von der
Tagesarbeit müde und geschafft waren: Dienstags ging man zum Singen in den Gesangverein. Und war dann froh über
den Ausgleich, den die Singstunde bot.
Neben dem Spaß, den das Singen bescherte, wurde freilich ernsthaft auf die jährlichen Konzerte hin geübt. Bis heute
wird zudem zweimal jährlich im Sängerheim gefestet. In den 60er Jahren waren die Maifeste dort oben am Waldrand
legendär, die Leute kamen aus allen Richtungen, um dort in den Mai zu tanzen. „Das war eine große Sache“, erinnert
sich das Ehepaar Hoß, „es war immer voll.“ Nicht nur, weil damals noch nicht so viel geboten war wie heute.
Im Sommer Serenade im Mühlenwinkel
Seit ein paar Jahren veranstaltet der „Frohsinn-Chor“ im Sommer die lauschige „Serenade im Mühlenwinkel“. In der
romantischen Ecke zwischen der alten Dorfmühle und dem Gasthaus Hirsch singen sie alle miteinander die schönen
Silcher-Lieder: die Frauen, die Männer und der neue junge Chor „SOS“.